Garten

Ein totales NO-GO sind die "Unkrautplanen", die sich viele Gartenbesitzer und auch Institutionen unter Rindenmulch legen. Beides ist nicht nur totaler Quatsch, sondern ökologisch auch ein Frevel. Die Plane sieht nach kurzer Zeit aus wie nebenan und mit dem Rindenmulch holt man sich u.U. Cadmium in den Garten. Eigentlich gehört er als Sondermüll entsorgt, stattdessen packt man ihn in Plastik ein, verkauft ihn übers Gartencenter und der Hobbygärtner haut ihn sich aufs Beet. Ganz klasse!

 

Wir hoffen Anregungen geben zu können, wie's anders möglich wäre ...



Eher zufällig fiel die Zertifizierung unseres Gartens nach den "Natur-im-Garten-Kriterien" in den Zero-Waste-Aktionszeitraum.

Aber wir haben uns mächtig gefreut, dass der Landschaftsarchitekt der Mainau, der im Namen der Bodenseegärten die Zertifizierung vornahm, unseren Garten für würdig empfand.

Für die Zertifizierung müssen neben vielen Sekundärkriterien 3 Hauptkriterien erfüllt sein: pestizidfrei, torffrei und frei von künstlichen Düngern.

Interessant ist die Entstehungsgeschichte, denn eine österreichische Behörde stellte fest, dass Erdaushub aus Privatgärten eigentlich als Sondermüll entsorgt werden müsste. So riefen sie das sehr erfolgreiche Konzept "Natur im Garten" ins Leben. Zugegebenermaßen sehr clever, natürlich nicht uneigennützig und mittlerweile auch eine ziemlich kommerzielle Angelegenheit. Dennoch erachten wir dies als eine Win-Win-Lösung für alle Beteiligten.

Die Stadt Hohenems beispielsweise motivierte ihre Bürger zur Teilnahme an dieser Aktion und die dahinter stehende Idee ist nur schön:

Ganz viele natürliche Gärten schaffen ein großes Biotop!


Aber nun zu unserem Gartenkonzept

Was sich uns noch nie erschloss, dass man wertvolles Grünzeug entsorgt und dann neue Erde in Plastiksäcken nachkauft.

Dabei wäre es eine der einfachsten Möglichkeiten diesen Kreislauf zu schließen.

Deswegen schafften wir vor Jahren einen gebrauchten Häcksler an und es kommt ausnahmslos nichts mehr zur Grünzeugabfuhr - auch Befallenes oder Samenstände. Worauf dann zu achten ist, dass man den Kompost ein bisschen trennt. Prinzipiell kommt bei uns alles rein, auch Schalen von Zitrusfrüchten sind kein Problem, sofern unbehandelt.


Ein Komposthaufen ist beispielsweise für Material, das noch zum Mulchen verwendet werden kann, wie Laub. Erde will bedeckt sein, sonst tut sie es selbst mit allerlei Beikräutern. Mulchen ist deswegen eine super Sache, denn offener Boden wird bedeckt, die Bodenlebenwesen werden gefüttert und der Kreislauf wird geschlossen. In den Mulchkompost sollten allerdings keine Samenstände fallen, denn sonst hat man im nächsten Jahr eine unfreiwillig Aussaat.

Selbst mit Rasenschnitt kann gemulcht werden, sofern er dünn ausgebracht wird. Unsere netten Nachbarn wissen mittlerweile, dass wir ihn zu schätzen wissen und stellen uns automatisch nach dem Mähen eine Tüte mit ihrem Mähgut in den Garten.

Brauchen wir Anzuchterde, wird die gesiebte Komposterde nochmals kurz in einem ausgedienten Dampfentsafter sterilisiert.

Seit Jahren haben wir kubikmeterweise die beste Erde, die man niemals - auch nur annähernd so gut - in Plastikbeuteln kaufen könnte.

Zur Verbesserung der Bodenqualität in den Beeten wird manchnal Komposttee oder Pflanzenjauche angesetzt.

Menschen ohne Garten können mit der Wurmkiste arbeiten. Wir kennen genügend die das erfolgreich tun.



Würden unsere Gärten wieder zu essbaren Gärten werden, hätten wir kurze Wege, keine Verpackung, das frischeste Gemüse überhaupt und keine Überproduktion. Wir würden uns körperlich betätigen und wüssten vor allem, wie aufwändig es ist, Lebensmittel zu erzeugen.

Auch hier gibt's die "Habe-keinen-Garten-Ausrede" nicht, denn die Permakultur bietet zahlreiche Möglichkeiten auf kleinstem Raum und sogar in die Höhe zu gärtnern. Und wer sich anderen anschließen möchte, kann in der Solawi-Bodensee mitgärtnern.

Aber auch Stadt und Kreis könnten dem Beispiel der essbaren Stadt Andernach folgen und öffentliche Grünflächen nutzbar machen.

Und schlussendlich ist viel mehr essbar, als man so gemeinhin glaubt. Aus Kohlrabigrün machen wir Pesto, Rote-Beete-Blätter kommen in den Smoothie, aus Rotkleeblüten gibt's Knäckebrot und aus Brennnesselblättern Chips. Die großartige Taste-The-Waste-Kampagne macht auf diese Möglichkeiten aufmerksam und hervorzuheben ist Peter Becker, der "Naturschutz mit Messer und Gabel" betreibt und sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt:


Wer vergißt, wie die Erde beackert und das Feld bestellt wird,

vergißt sich selbst. (Mahatma Gandhi)